Aufbau des Gestüts Altefeld

Burchard von Oettingen, von 1895 bis 1912 Landstallmeister in Trakehnen, unternahm mit seinen Mitarbeitern ausgedehnte Besichtigungsreisen, um Altefeld optimal zu planen und zu bauen. So wurden unter anderem die Gestüte Kisbér, Sávar und Bábolna in Ungarn besucht und manch wertvolle Anregung mitgebracht. Die hauptsächliche Orientierung aber gab das Hauptgestüt Trakehnen. Was sich dort bewährt hatte, wurde übernommen und anderes verbessert.

Nachdem im Ministerium in Berlin die Planung für das neue Großgestüt genehmigt wurde, begann man 1913 mit dem Ankauf der für das Gestüt vorgesehenen Flächen auf dem Ringgau, die bis dahin alle im Besitz von Landgraf Chlodwig v. Hessen waren. Während des 1. Weltkrieges entstanden die wichtigsten Bauten unter der Oberaufsicht des Schöpfers von Altefeld, Oberlandstallmeister Burchard von Oettingen. Altefeld war die erste umfassende Gestütsplanung, die eine komplette Anlage, mit allem was zu einem fortschrittlichen Gestüt gehört, vorsah. Hengststall, Deckhallen, Mutterstutenställe, Laufställe für Jungstuten und Junghengste, Hotel, Gestütsschule, Jugendherberge, Gärtnerei, Försterei, Schmiede, Schäferei und Gutshof wurden auf einer ca. 800 ha großen Fläche zwischen 1913 und 1919 gebaut.

Das Portal im Kirchenstall.

Der Hauptbeschälerstall für vier Hengste mit Apotheke, Sattelkammer und Wärterstübchen bildet ein schönes Ensemble mit den zwei Deckenhallen: eine für die eigenen, die andere für fremde Stuten. Eine lange Allee führt auf den Hengststall zu. Die angrenzenden Weiden, von denen für jeden Hengst eine eigene bestimmt war, sind mit hohen Mauern eingefasst und umfassen ein Stück Wald, welcher den Pferden vor Wind und Wetter Schutz bot. Der Hauptbeschälerstall und die zugehörigen Gebäude sind heute Wohnhäuser.

Die ganze Gestütsanlage war so geplant, dass sie eine in sich vollkommen abgeschlossene, autarke Welt bildete. (s.Landstallmeisterhaus). Die Häuser der Gestüter, oft als Doppelgehöfte gebaut, hatten alle einen Stall für zwei Rinder, einen für ein paar Schweine und einen Hühnerstall sowie einen großen Gemüsegarten.

Im Gegensatz zu Trakehnen baute man die Landarbeiter- und Gestüter-Häuser als Reihenhäuser und nicht als großes quadratisches Haus, das in vier gleiche Teile unterteilt war. Man konnte besser lüften und es gab mehr Licht in den Wohnungen. Auch baute man die Wohnräume nicht so hoch, um diese besser heizen zu können. Altefeld hatte, wie Trakehnen, eine eigene Schule und Gemeindeschwester. Für den Strom der ganzen Anlage sorgte eine Turbine am Ölbach.

Ein großes Haus war für den wichtigen Tierarzt mit umfangreicher Apotheke vorgesehen. Auch ein Krematorium für verstorbene Tiere war vorhanden. Eine gut funktionierende Landwirtschaft versorgte nicht nur die Pferde mit dem nötigen Futter, sondern auch die Menschen mit Getreide, das in der betriebseigenen Mühle gemahlen wurde. Natürlich gab es eine eigene Schmiede und Stellmacherei. Altefeld hat auch ein großes Gasthaus: Was für Trakehnen der "Elch" war, war für Altefeld noch bis vor einigen Jahren das Hotel St. Georg, welches heute ebenfalls ein Wohnhaus ist.

So bildet Altefeld den Höhepunkt, aber auch den Abschluss der staatlichen Gestütsplanung. 50 Jahre später wurde nur noch Newmarket in England in ganz ähnlicher Form gebaut.

Altefeld ist damit das jüngste deutsche Hauptgestüt.

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